Europäische Coursing-Meisterschaften in Lavarone-Malga Millegrobbe (IT), 27.-29.
Juni
Obwohl es eine ganze Weile lang nicht sicher war, veranstalteten wir die diesjährigen
Jagd-Coursing-Meisterschaften schließlich doch in „Bella Italia“. Der Austragungsort
lag in den Dolomiten. Dort befinden sich auf 1424 Meter Höhe Wiesen, die im Winter
als Skilanglaufgelände und im Sommer für Nordic Walking genutzt werden. In dieser
herrlichen Umgebung kämpften 721 Hunde und ihre Halter drei Tage lang um den Titel
des Europameisters im Jagd-Coursing.
Die Entscheidung der ENCI, den Wettbewerb dieses Jahr an drei Tagen auszurichten,
erhöhte den Spaßfaktor beträchtlich und sorgte für eine lockere Wettkampfatmosphäre.
Auch die Beschränkung auf zwei Felder war für Zuschauer und Teamleiter übersichtlicher.
Insgesamt gab es ca. 100 Anmeldungen weniger als im letzten Jahr. Die kommenden
Racing-Weltmeisterschaften im September in Finnland dürften nach meiner Einschätzung
der Grund sein, dass Finnland dieses Jahr 38 Hunde weniger meldete als im letzten
Jahr. Ein Newcomer war Zypern, das einen Saluki entsendete. Dass Italien mit 15
Hunden mehr als im letzten Jahr zugegen war, war infolge des Austragungsorts keine
Überraschung. Frankreich war mit 20 Hunden mehr am Start – ein gutes Drittel mehr
als bei der letzten Auflage. Die 117 Whippets, die in der Regel die größte Teilnehmergruppe
darstellen, konnten die 115 Salukis kaum schlagen. Insgesamt waren 35 Whippets weniger
gemeldet. Dabei stellte sich die Frage, ob dies auf die derzeitige Kontroverse über
die erneute Vermessung der Whippets zurückzuführen war. Bei der Eröffnungsveranstaltung
rief der Präsident der FCI-Windhundenrennenkommission Hubert Iser alle Teilnehmenden
zu Ehrlichkeit, Fairness und Sportsgeist auf allen Ebenen auf, darunter Züchter,
Richter, Organisatoren und Teilnehmende. Dabei unterstrich er, dass dies für die
Zukunft des Sports wichtig sei und verhindern solle, dass sich Menschen aufgrund
fehlenden Sportsgeists und unzureichender Erfolgschancen aus dem Sport zurückziehen.
Die Zeitpläne für tierärztliche Kontrollen, Rennen und Feierlichkeiten wurden bereits
vorab festgelegt und waren einige Tage vor dem Ereignis auf einer Website abrufbar.
Auf diese Weise wussten fast alle, wann sie sich wo einfinden mussten. Außerdem
ging so alles reibungslos vonstatten. Die Meisterschaften begannen am Freitag mit
allen teilnehmenden Rassen von Gruppe 5 sowie den Salukis und den Afghanischen Windhunden.
Am zweiten Tag waren der Galgos Español, der Greyhound, der Magyar Agar, der Chart
Polski, der irische Wolfshund, der Deerhound, der Azawakh und der Sloughi an der
Reihe. Am letzten Tag kämpften der Barsoi, das italienische Windspiel und die Whippets
um die vordersten Plätze.
Pro Feld bewerteten drei Richter die Rennen. Feld 1, das 20 Minuten Fußweg vom Basislager
entfernt war, war ein recht steiler Abhang mit unebener Oberfläche und einigen kniffligen
Passagen. Glücklicherweise blieb dies bei den Organisatoren nicht unbemerkt, sodass
später einige Nachbesserungen erfolgten. Das Feld war für die etwas agileren Hunde
gedacht. Feld 2 dagegen war im Grunde genommen nichts anderes als eine Rennbahn,
sofern man davon absah, dass der Boden recht holperig war. Ursprünglich war dieses
Feld für die schnelleren Hunde gedacht. Um Verletzungen zu vermeiden, wurden Felsen
auf beiden Feldern mit Heuballen umwickelt. Mit einem ständigen Wechsel aus Regen,
Sonnenschein, Nebel, Hitze und Kälte war das Wetter typisch für das Gebirge und
führte bisweilen zu rutschigem Untergrund.
Drei Hunde wurden schwer verletzt und ein italienisches Windspiel starb. Ein weiterer
Hund geriet in einen Flaschenzug, als sich sein Bein im Seil verfing, und brach
sich das Vorderbein. Ein weiterer Hund kugelte sich die Schulter aus. Im Idealfall
sollte es so sein, dass alle Hunde unverletzt bleiben und das Wettkampffeld ohne
Beeinträchtigung verlassen. Doch wie fast alle Sportarten birgt auch Jagd-Coursing
Risiken, auch wenn sich alle darum bemühen, den Sport so sicher wie möglich zu machen.
Weil jedes Wort in vier Sprachen übersetzt wurde, zogen sich die Siegerehrungen
am Abend etwas in die Länge. Vielleicht sollten die Organisatoren das nächste Mal
in Erwägung ziehen, lediglich die Amtssprache des Gastgeberlandes und Englisch als
Verkehrssprachen zu wählen. Die Siegerehrungen würden hierdurch kürzer und wären
auch für das Publikum interessanter, das nach den Anstrengungen der Vorbereitung
und den eigentlichen Wettkämpfen erschöpft ist. Bei den Afghanischen Windhunden
verteidigten die siegreiche Hündin und der siegreiche Rüde ihre Titel vom letzten
Jahr: M-Paschdou’s Arishan (DE) mit seiner Halterin S. Butzert sowie F-Paschdou’s
Adjani (DE) von N. Haidl. Gleiches galt für den Azawakh-Rüden und die Azawakh-Hündin:
M-Aklad al Sahra’s L’Agadez (DE) mit seiner Halterin E. Kahler sowie F-Kainda Adowa
El Ghafiri (NL) von M. Van Dijck. Auch die Podenco Ibicenco-Hündin Innoko von S.
Kluge vermochte ihren Titel in einem gemischten Wettbewerb zu verteidigen. Bemerkenswert
war, dass Hündin und Rüde der Rasse Galgos Español, die bei den letztjährigen Meisterschaften
noch den letzten Platz belegt hatten, in diesem Jahr nach einem fulminanten zweiten
Rennen jeweils den ersten Platz errangen: M-Dandy (FR) von Ph. Gonthier sowie F-Caritas
Palesio Estepona (FR) von C. Provezano.
Im nächsten Jahr wird das Event in der Heimatstadt des Weihnachtmannes stattfinden:
„Ensi vuonna tavataan Suomessa“. Bis bald im nächsten Jahr in Finnland.
Artikel von Bettina Fredrix
Fotos: Marc Goetstouwers
Podenco Ibicenco
Pharao Hound
Saluki
Magyar Agar