Mit Hilfe von Hunden dazugehören

Die meisten von uns stehen hoffentlich kurz vor einer Sommerpause! Nehmen wir uns doch ein bisschen Zeit, um in dogdotcom etwas über die Hundewelt zu lesen, und uns unseres Glücks zu erfreuen.

In weniger als einen Monat werden viele in Helsinki zusammenkommen, zur größten je veranstalteten FCI-Welthundeausstellung: Die Anmeldungen sind sehr vielversprechend, und da Finnland ein sehr hundefreundliches Land ist, können wir mit hohen Teilnehmerzahlen rechnen!

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Marie Luna Durán
FCI Marketing und Public Relations Manager
Generation Z: die Herausforderung von heute für morgen

Die Probleme durch den Generationenkonflikt – häufig umschrieben mit Ausdrücken wie „Früher war alles anders…“ und „Ach diese jungen Leute von heute…“ – waren noch nie so offensichtlich wie heutzutage. Durch die Globalisierung und die virtuelle Gesellschaft ist eine völlig neue und andere Generation entstanden. Vor diesem Hintergrund lautet die alles entscheidende Frage, ob auch die Hundewelt dies erkannt hat und hierauf eine angemessene Antwort findet.

Man stelle sich einmal eine Welthundeausstellung oder eine IPO-Qualifikation für einen Utility Trial in 30 Jahren vor.
Der Katalog dürfte zu diesem Zeitpunkt interaktiv über den Tablet-PC zugänglich sein und die Anzeige der Ergebnisse in Echtzeit zum Standardprogramm gehören. Dabei stellt sich die Frage, ob die jungen Menschen, die derzeit ihren Platz in der Gesellschaft suchen und ihr Leben mehr und mehr in das World Wide Web verlagern, überhaupt Interesse an derartigen Veranstaltungen haben werden.

Ist davon ausgehen, dass die heutige Smartphone-Generation eines Tages das Bedürfnis verspüren wird, an der Hundewelt teilzuhaben? Und wird die kommende Generation, einschließlich der Nachfolger weltbekannter Verbände und der Abkömmlinge berühmter Utility- oder Agility-Hundeführer und Trainer, motiviert genug sein, um ihre Tätigkeit über Jahrzehnte hinweg zum Erfolg zu führen – statt nur im Facebook auf „Gefällt mir“ zu klicken und die neuesten Kommentare zu ihren Posts anzusehen?

© Zsofcsin Jenő

Die gegenwärtig heranwachsende und zwischen 1995 und 2009 geborene Generation Z ist nicht mit der vorigen Generation Y zu vergleichen.
Die inzwischen abgeschlossene Globalisierung hat alle geographischen Grenzen überwunden und die letzten Hindernisse für den freien und schnellen Informationsfluss gesprengt. Wer in einigen Jahren zur Gesellschaft der Erwachsenen gehören wird, unterlag durch die digitale Gesellschaft einem radikalen Einstellungs- und Identitätswandel.

Die virtuelle Welt ist inzwischen aus der Generation Z nicht mehr wegzudenken, weswegen diese Kinder den Beinamen dotcom children erhielten. Gemäß den neuesten Untersuchungen verbringen diese Kids den Großteil ihrer Freizeit im Internet und erhalten und verarbeiten dabei ungeheure Mengen an Information. Statt aus Büchern stammt ihr Wissen aus unmittelbar zugänglichen – gleichwohl nicht immer zuverlässigen und leicht „verdaulichen“ – Informationsquellen. Dabei isolieren sie sich von der Außenwelt, die sie als Bedrohungsszenario empfinden, auf das sie in keiner Weise einwirken können.
Auch die meisten sozialen Interaktionen Interaktionen vollziehen sich in der virtuellen Welt. Entsprechend lernen diese Kids nicht wirklich, mit Frustrationen oder Konfliktsituationen umzugehen, sondern halten sich fern von realen und persönlichen Kontakten.
Die Kinder von heute sind weiter von der Realität entfernt als jede andere Generation vor ihnen. Ihre langfristigen Ziele sind nicht ganz klar, zudem erleben sie ihren Alltag in einer Welt, die sich mit rasendem Tempo verändert.

Wer mit der Zucht und Ausbildung von Hunden Erfolg haben will, muss mehr Aufwand betreiben als nur Fotos zu posten und auf den „Gefällt-mir“-Button zu klicken. Man muss sich das nur einmal vorstellen: Eine Zukunft mit einer Generation, die mithilfe der virtuellen Welt zu Selbsterkenntnis und Durchsetzungsvermögen gelangt. Gewiss ein nicht allzu ermutigendes, sondern eher entsetzliches Szenario.

Ob und wie viel Nachwuchs in den folgenden Jahrzehnten kommen wird, entscheidet sich derzeit. Wenn sich die Persönlichkeit erst einmal gefestigt hat, sind spätere Veränderungen nahezu unmöglich. In einem ersten Schritt müssen wir uns dieses Problems bewusst werden und dann in besonderer Weise mit dieser Generation kommunizieren. Die Lösung zu finden kann nicht einem Menschen allein obliegen, sondern der Gesellschaft und in diesem besonderen Fall der Hundewelt.

Die Vermeidung von Konflikten und Versagen genießt für diese Generation vermutlich mehr Priorität als das Streben nach Erfolg. Wichtig ist, sich mit diesem scheinbaren Dilemma auseinanderzusetzen und versuchen zu helfen. Wenn Dinge schiefgehen oder nicht wie gewünscht verlaufen, sind unüberlegte Handlungen oder die üblichen Verdrängungsmanöver, d.h. Vernachlässigung, Ablehnung oder Verlagerung des Problems in die virtuelle Welt, fehl am Platze!
Auch die Begeisterungsfähigkeit muss in solchen Lebenslagen erhalten bleiben. Außerdem sind Führung und Mentoring gefragt.

Da die Generation Z ganz anders kommuniziert als wir früher, müssen wir ihre Sprache lernen. Konkret gilt es, das richtige pädagogische Konzept zu entwickeln, um eine nachhaltige und stabile Gesinnung hervorzurufen, die eine später in Hingabe mündende Begeisterungsfähigkeit auslöst. Grundsätzlich müssen die Grundlagen vorhanden sein, um Erfolg und eine dauerhaft positive gemeinschaftsbezogene Erfahrung sicherstellen zu können, die nicht in der virtuellen, sondern in der realen Welt zum Tragen kommen.

Es scheint, als ob die nationalen Hundeverbände zahlreicher Länder nicht das tun, was eigentlich zur Lösung dieses wie eine Zeitbombe tickenden Problems erforderlich wäre. Die Kommunikationsstrategien, die effizient und richtungsweisend auf diese Generation einwirken, sind entweder noch nicht oder nur in dürftigem Maße vorhanden.

Die menschliche Psyche nutzt erworbenes Wissen in gegensätzlicher Weise: Einerseits wird es der kommenden und dynamischeren Generation, die als Konkurrenz empfunden wird, vorenthalten. Andererseits lässt sich aber das über Jahrzehnte gewonnene Wissen und Know-how auch weitergeben. Als Mentor ist es doch geradezu beruhigend zu wissen, dass alles einen Anfang und ein Ende hat und das Leben wie ein Fluss ist.

Dies ist das Problem und zugleich die Pflicht aller Hundeverbände, Züchter, Utility- und Hundetrainer: Man kümmert sich nicht darum, ob jemand die jahrhundertealte Tradition der Kynologie fortführt und nimmt das Risiko in Kauf, dass alles irgendwann in der Erinnerung versinkt. Das ist auch der Grund, warum im Facebook die Hundewelt überhaupt nicht vertreten ist – geschweige denn mit einem „Gefällt mir“ bedacht wird.

Attila Márton
Executive Manager
Ungarischer Hundeverband

Bei der letzten Sitzung der Reflektionsgruppe NCO-FCI Joint Communication Forum in Helsinki im Rahmen der Weltausstellung 2014 legte unser Freund Attila den Teilnehmern den Inhalt des Artikels dar, den wir Ihnen hier vorlegen. Er steht direkt mit dem Artikel FCI-Jugend: die neue FCI-Generation in Zusammenhang, zumal Attila uns am Ende der Präsentation der neuen Initiative FCI Youth für diese Thematik sensibilisierte. Keine Frage: Die Großen Geister begegnen sich!

Vielen Dank, Attila, für diese aufschlussreiche Bemerkung!

Marie Luna Durán
FCI Marketing und Public Relations Manager